Der Student oder Sichere Grundlagen für die Gemüts- und Charakterbildung – Johann Baptist Kerning
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Autor: Johann Baptist Kerning
Artikelnummer: PD-0006
ISBN: 9783903302860
Beschreibung
Aus dem Vorwort:
“Die Überzeugung, dass die Jünglingsjahre, die der Staatsdiener auf der Universität zubringt, die Zeit sind, in der sich nicht nur seine wissenschaftliche, sondern auch die moralische Bildung ausgestalten soll, bewog mich, in gegenwärtiger Schrift eine Charakterzeichnung zu entwerfen, worin Wissenschaft und Moral Hand in Hand gehen und jede in der Vervollkommnung der andern das eigene Wachstum befördert und zu höherer Vollkommenheit gelangt.
Es streitet freilich gegen die Lehrbegriffe unserer Zeit, zu behaupten, nur aus reiner praktischer Moral könne reines Wissen entspringen; aber der Zeitgeist darf der Verkündigung der Wahrheit keine Fesseln anlegen, oder das, was in der menschlichen Natur gegründet ist, zum Schweigen bringen. Wissenschaft und Moral sind so eng verschwistert, dass die letzte ohne die erste sich nicht Rechenschaft geben kann, jene aber ohne diese in leere Vorurteile sich verliert.
Jede Eigentümlichkeit des Menschen geht aus dem Gefühl hervor. Diese Eigentümlichkeit ist das individuelle Gepräge, welches Jeden von dem Andern unterscheidet und ihm den bezeichnenden Charakter gibt. Die Moralität muss daher in letzterem ihre Wurzeln haben, wenn sie ein völliges Eigentum des Individuums werden soll, das sich in eigener Sphäre bewegt, seine eigenen Gedanken hat und nach freien Entschlüssen in selbständiger Willenskraft handelt.
Ohne eigentümlichen Charakter hat der Mensch keinen Wert, und wenn die Diplome aller gelehrten Gesellschaften ihn zieren; selbst sein Wissen bleibt ohne Resultate, weil es in ihm keine Wurzeln fassen, folglich nie zu einer gediegenen und fruchtbaren Pflanze emporwachsen kann.
Wer moralische Grundsätze bloß weiß und nicht ausübt, kann nie ein Mensch von Gefühl und Charakter werden, und bleibt, wenn die leeren Worte seines Mundes zu Ende sind, sich selbst verschlossen und verborgen, indessen Derjenige, dem die Ausübung ebenso wichtig als die Erkenntnis ist, sein Gefühl belebt, erweitert und stärkt und dadurch in allen Momenten seines Daseins eine Bürgschaft der eigenen Würde und Festigkeit hat.
Moralität und Gefühl sind dem Wesen nach Worte, die gleiche Bedeutung haben. Nur der moralisch Veredelte hat wahres Gefühl, die Anderen empfinden sie nur, wenn sie von außen gereizt oder berührt werden. Das innere Lebensgefühl ist von solcher Natur, dass es, indem es seine Tätigkeit zeigt, alle Bedingungen der Moral erfüllt und dadurch uns anweist, ihm zu vertrauen und von ihm Beistand und Führung in allen Lebensverhältnissen zu erwarten.
Wissenschaften werden gelehrt und allem, was sie betrifft, Genüge getan: Der natürliche Charakter aber, der auf dem Gefühl beruht, wird einer zufälligen Entwicklung überlassen, wo der Jüngling, der sich sammeln soll, am Ende nicht mehr weiß, ob er sich selber oder Andern angehört. Dieses ist das Übel der Zeit, dass man hier zu leicht zu Werke geht und durch die Wissenschaft alles errungen zu haben meint, indessen das Gefühl, nicht zu unserer Erkenntnis gebracht, in gegebenen Formen erkaltet und endlich zugrunde geht.
Das Gefühl muss seine natürliche Nahrung und Entwicklung haben, dann gedeiht der Mensch und erreicht jene Reife und Charakterfestigkeit, die ihn in allen Angelegenheiten des Lebens führt und aufrecht hält. —
Wer seinen natürlichen Charakter errungen, der kann nicht mehr verloren gehen oder unterdrückt werden von zufälligen Scheinübeln, die nur den Schwächling zu Boden werfen, dem Starken aber Mittel sind, neue Kräfte in sich zu wecken und die Natur des Menschen noch mehr zu verherrlichen.
In dieser Beziehung wird die in diesen Blättern enthaltene Geschichte für Manchen von Interesse sein, weil er darin Erscheinungen kennen lernt, die sich ganz auf die Individualität der Hauptperson beziehen und dadurch Resultate zutage fördern, die durch engherzige Klugheit und wilden Trotz niemals hätten erzielt werden können.
Der erste Teil der Geschichte macht den Leser mit den ersten moralischen Eindrücken und Grundsätzen bekannt, welche der Handlungsweise des Helden im zweiten und dritten Teil zur Richtschnur dienen.”
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