Beschreibung

Umschlag-Zeichnung von R. Kellerhals, Berlin. Frontispiz mit einem Portrait des Autors. Das Buch wurde Oscar Wilde gewidmet, dessen zu den Klassikern der Literaturgeschichte gehörende Roman „Das Bildnis des Dorian Gray” eindeutig erkennbar als Vorlage fungierte.

Textauszug:

“Ein Buch, das am Tag gelesen werden kann, verdient den
Titel einer Zeitung. Es hat zahlreiche Abonnenten und be-
schränkt sich auf den Bericht von Tatsachen.
Ein Buch, das nur nachts gelesen werden kann, hat Bedeu-
tung. Es kommt sehr selten vor und besitzt wenig Anhänger.
Ein Buch, das mit Unterbrechung gelesen werden kann, be-
rechtigt zu schwachen künstlerischen Hoffnungen. Es ist stofflich
nicht gemeistert.
Schließlich gibt es noch Bücher, die überhaupt nicht gelesen
werden können. Sie werden am meisten gelesen.
Aus dem, was ein Buch verschweigt, ist seine Absicht, sein
Geist zu erkennen.
Für den Anstand eines Buches gibt der Künstler den Ton an,
nicht die Welt.
Der Künstler ist stets unwahr, wenn er zur Öffentlichkeit
spricht. Ein Künstler, der deutlich erscheint, erhebt nicht einmal
den Anspruch auf Mittelmäßigkeit.
Ein Kunstwerk darf sich in seiner Vieldeutigkeit niemals er-
schöpfen. Klare Gestalten und unleugbare Tatsachen sind Dinge,
die nur einmal beachtet werden. Sie gehören in den Reporterbe-
reich Ein solches Ding in eine Kunstbetrachtung verstricken, ist
eine offene Palinodie.”